Ankommen nach der Odyssee


Im Alveni-Jugendhaus der Caritas sollen künftig 46 junge Flüchtlinge Hilfe auf dem Weg in ein neues Leben erhalten

Noch sind die Wände in den Einbett- und Zweibettzimmern völlig kahl, doch die ersten zwölf von insgesamt 46 jugendlichen Flüchtlingen sind auch gerade erst eingezogen in das Alveni-Jugendhaus der Caritas in der Fasanerie. Alveni bedeutet in Esperanto 'ankommen'. Dort, wo die Caritas früher neben der alten Kirche und dem alten Pfarrhaus von St.Christoph jugendliche Suchtkranke betreute, sollen Flüchtlinge im Alter von 16 bis 18 Jahren Unterstützung auf dem Weg in ein selbständiges Leben erhalten. Alle zwölf jungen Männer haben bis zu einem Jahr in der Bayernkaserne hinter sich. Zehn von ihnen kommen aus Afghanistan, einer aus Irak und einer aus Nigeria. Das neue Haus soll dazu beitragen, Jugendliche schneller aus der Erstaufnahmeeinrichtung in die geeignete Hilfe- und Wohnform zu vermitteln. Ohnehin kann die mit derzeit 138 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen belegte Bayernkaserne nicht mehr lange als Behelfslösung herhalten, sagte Angelika Simeth, Vizechefin im Sozialreferat. 'Ich sehe keine Möglichkeit mehr, über 2013 hinaus die Bayernkaserne fortzuführen, wir brauchen das Gelände für den Wohnungsbau.'

Derzeit kümmert sich das Stadtjugendamt um 942 minderjährige Flüchtlinge. In den vergangenen beiden Jahren musste die Stadt mehr als 200 neue Wohnplätze schaffen, in diesem Jahr sollen 130 dazukommen. 'Wir sind an der Grenze der Überforderung', erklärte Angelika Simeth. Im letzten Jahr habe das Münchner Stadtjugendamt 77 Prozent der in den beiden bayerischen Erstaufnahmeeinrichtungen angekommenen 458 Jugendlichen in Obhut nehmen müssen.

Die Caritas, die sich seit langem in der Flüchtlingsarbeit engagiert, hatte die Suchtkrankeneinrichtung in der Fasanerie im Oktober geschlossen. Nach den Worten des Geschäftsführers der Caritas-Zentren, Norbert Huber, genügte die Klinik den Anforderungen des Rentenversicherungsträgers nicht mehr.

Um die jungen Männer in vier Gruppen kümmern sich insgesamt 13 Sozialpädagogen, dazu kommen Hilfskräfte für den Nachtdienst und eine halbe Psychologenstelle. Viele der Jugendlichen litten sehr unter der Trennung von ihrer Familie und seien außerdem von Kriegserlebnissen traumatisiert, erklärte Hausleiter Jürgen Keil, ein in der Asylarbeit sehr erfahrener Sozialpädagoge. Einer der neuen Bewohner sei geflohen, weil er nach dem Willen seiner Familie in den Dschihad, den Heiligen Krieg, hätte ziehen sollen.

sueddeutsche.de
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