Ein Zuhause für junge Flüchtlinge


Sie haben in ihrer Heimat viel Leid ertragen, haben Tausende Kilometer hinter sich, mussten teils ganz alleine, ohne ihre Eltern, vor Krieg, Hunger und großer Not fliehen: In einer Wohngruppe in Dreieich findet mancher jugendliche Flüchtling erstmals das Gefühl von Zuhause.Von Barbara Hoven
Dreieich: Neubau für Flüchtlinge
© hov
Heute werden die Umzugskisten geschleppt: Omid (von links), Ali, Hamse, Einrichtungsleiter Manfred Graßmann und Samim freuen sich auf das Leben im „jugend-gerechten“ Neubau.
Jahrelang war die Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einem immer maroder werdenden Domizil an der Hauptstraße untergebracht. Heute nun können 14 junge Männer und Frauen endlich den von allen Beteiligten lang ersehnten und hart erkämpften Neubau beziehen.
Hainer Chaussee 70 lautet die Adresse, die zum Synonym werden soll für Sicherheit und Geborgenheit für Jugendliche wie Omid. Der 16-Jährige ist in Afghanistan geboren, floh vor vielen Jahren mit seinen Eltern zunächst in den Iran. Doch er verlor die Familie, musste sich ganz alleine nach Deutschland durchschlagen, wo er nun seit zwei Jahren lebt – erst in Frankfurt, jetzt in Dreieich. „Ich freue mich darauf, hier in dem tollen neuen Haus zu wohnen“, sagt er gestern Nachmittag in schon erstaunlich gutem Deutsch bei der Eröffnung des Neubaus für die Jugend-Wohngruppe vor zig Offiziellen. Sie alle applaudieren bewegt.

Mehr als nur eine Unterkunft

Hinter der farbenfrohen Fassade des zwischen BIK-Haus und Seniorenheim Haus Dietrichsroth gelegenen Gebäudes verbirgt sich ein 1,1 Millionen Euro teures Haus, das Platz bietet für bis zu 19 Bewohner. In zwei Gruppen können jeweils bis zu acht Jugendliche betreut werden; außerdem gibt es drei kleine Appartments für die Älteren, die auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind. Und es gibt mehr als eine Unterkunft: Die Jugendlichen werden bei wichtigen Dingen wie Schulbesuch, Deutschkurs und anderem mehr unterstützt. „Wir versuchen, hier einen ganz normalen Alltag für die Kinder zu gestalten, sie gehen in die Schule, ins Schwimmbad und in Vereine“, erzählt Manfred Graßmann. Der Neubau, schwärmt der Leiter der Einrichtung, sei auch deshalb so wichtig, weil er „viel jugend-gerechter“ ist, „im alten Haus war alles alt und beengt, es gab keinerlei Rückzugsräume für die Jugendlichen“

Dreieich: Neubau für Flüchtlinge
© hovBürgermeister Dieter Zimmer (links) und der Kreisbeigeordnete Carsten Müller brachten als Geschenk eine Tischtennisplatte mit.
Das neue Gebäude sei in enger Abstimmung mit dem Kreisjugendamt entstanden, das für die Unterbringung der jungen Flüchtlinge zuständig ist. Keine leichte Aufgabe, wie Carsten Müller gestern erklärt. „Derzeit werden rund 50 unbegleitete Jugendliche im Kreis Offenbach betreut, das ist eine sehr hohe Zahl“, so der Kreisbeigeordnete. Da brauche es „starke Partner“ wie die Arbeiterwohlfahrt Hessen-Süd, um würdige Unterkünfte und Perspektiven für die jungen Leute bieten zu können.
Die Awo-Wohngruppe ist seit mehr als 20 Jahren in Dreieich ansässig, 120 Jugendliche wurden aufgenommen, haben die Schule besucht und später fast immer eine Ausbildung in der Region gemacht. „Ich schätze die Arbeit sehr, die hier zur Betreuung und Integration der Jugendlichen geleistet wird“, sagt auch Bürgermeister Dieter Zimmer. Zwar habe es einige Jahre gedauert, bis der Neubau entstehen konnte, doch dafür sei nun ein wirklich guter Platz gefunden.

op-online.de
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