Flüchtlinge: Jugendamt Neumünster überlastet

Die Reise auf der Vogelfluglinie - von Hamburg bis nach Skandinavien - endet für viele jugendliche Flüchtlinge oft vor dem Tor zur Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster.
Schleuser bringen sie mittlerweile bis vor die Tür, oder die Polizei greift sie in den Zügen Richtung Norden auf. Die Geschichten, die die Kinder erzählen, ähneln sich häufig und handeln von Kriegen in Syrien oder Afghanistan, von Vergewaltigungen oder von entbehrungsreichen Reisen über den Balkan oder das Mittelmeer.
Immer mehr minderjährige Flüchtlinge

Bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen übernimmt häufig das Jugendamt die Vormundschaft, wenn sich ansonsten niemand findet. Es kümmert sich dann zusammen mit Jugendhilfe-Einrichtungen beispielsweise um Unterkunft, Schule oder Arztbesuche. In Neumünster sind seit Anfang des Jahres bereits jetzt deutlich mehr Kinder angekommen, als im gesamten Vorjahr. Vier Mitarbeiter kümmern sich um die Vormundschaften in der Stadt. Weil jeder Vormund laut Gesetz nur 50 Mündel gleichzeitig betreuen darf, würde das für Neumünster eine Grenze von 175 Kindern und Jugendlichen bedeuten. Aktuell betreuen die Mitarbeiter aber etwa 280 Flüchtlinge, wie der Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes, Jörg Hellberg, NDR 1 Welle Nord bestätigte. Die gesetzliche Obergrenze von 50 Mündeln pro Vormund wird damit um rund 60 Prozent überschritten.
Mitarbeiter schreiben Überlastungsanzeigen

Die Mitarbeiter haben deshalb in sogenannten "Überlastungsanzeigen" deutlich gemacht, dass sie der Arbeit nicht mehr nachkommen können, sagt Hellberg. Die Situation müsse daher dringend verbessert werden. Bei der Behörde habe man bisher gehofft, dass sich die Zahlen im Rahmen natürlicher Schwankungen von alleine wieder reduzieren, gesteht der Amtsleiter. Zudem habe man darauf gehofft, dass die Bundesregierung in Berlin ein neues Gesetz auf den Weg bringt, dass zu einer Entlastung von Städten und Kommunen führt. Dieses Gesetz sollte laut Hellberg im Juli dieses Jahres verabschiedet werden, kommt aber jetzt erst frühestens 2016. Deswegen müsste das Personal im Bereich der Amtsvormundschaften jetzt dringend aufgestockt werden, sagt Hellberg.
Problem seit 2011 bekannt

Dabei ist das Problem bereits lange bekannt. Schon im Sommer 2011 hatte es entsprechende Überlastungsanzeigen gegeben, wie Unterlagen belegen, die NDR 1 Welle Nord vorliegen. "Die Verantwortung für den gesetzlich geforderten Rahmen kann nicht (…) übernommen werden," heißt es darin. Auch mit Hinweis auf die steigende Belastung durch Flüchtlinge wurden neue Stellen gefordert, die aber nur teilweise geschaffen wurden. Wie aus einer Anfrage der Fraktion "Bündnis für Bürger/Piraten" im Stadtrat aus dem März dieses Jahres hervorgeht, übersteigt die Fallzahl bereits seit Ende 2012 die gesetzliche Obergrenze für die Vormundschaften.

Für die jugendlichen Flüchtlinge bedeutet das, dass sie ihren Vormund stellenweise mehrere Monate nicht sprechen und besuchen können. Eigentlich sollen sich Vormund und Mündel mindestens ein Mal im Monat treffen.
"Land ist in der Pflicht"

Jugendamtsleiter Jörg Hellberg sieht angesichts der Lage aber auch das Land in der Pflicht: "Wir erhoffen uns Hilfe vom Land, da die Stadt Neumünster große Verantwortung für das gesamte Land übernimmt." Das koste die Stadt sehr viel Geld. Die flüchtlingspolitische Sprecherin der CDU, Astrid Damerow, warf der Landesregierung vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen. "Die CDU fordert seit Monaten ein Konzept für die bessere und zielgenauere Unterbringung und Betreuung der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge."
Mehr Geld für betroffene Regionen?

Die sozialpolitische Sprecherin der FDP, Anita Klahn, sagte, der Stadt Neumünster müsse gezielt finanziell geholfen werden. Ob es allerdings zusätzliche Mittel aus dem Sozialministerium gibt, ist unklar. Zwar soll es am kommenden Mittwoch nach NDR-Informationen ein Treffen mit Staatssekretärin Anette Langner (SPD) geben, auf Anfrage verweist das Ministerium aber darauf, dass das Land den Kommunen in Schleswig-Holstein bereits 7,5 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt habe. Für die konkreten Maßnahmen sei aber die jeweilige Kommune verantwortlich, hieß es.
Gleiche Problematik in Schleswig-Flensburg

Die gleichen Probleme wie die Stadt Neumünster hat auch der Kreis Schleswig-Flensburg. "Wir haben keine freien Kapazitäten mehr. Wir sind am Limit", sagte Reiner Hakason, Leiter des Dienstes für Amtsvormundschaften. Allerdings habe der Kreis mehrere unbefristete Stellen ausgeschrieben für Amtsvormünder, die demnächst besetzt werden sollen.
Fonte: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Fluechtlinge-Jugendamt-Neumuenster-ueberlastet,fluechtlinge2054.html


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