Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Ohne Eltern in Österreich


Das Schicksal eines 12-jährigen Buben aus Syrien, der von seinen Eltern am Wiener Westbahnhof zurückgelassen wurde, hat das Problem der unbegleiteten Minderjährigen wieder in den Fokus gerückt. Dieses Kind ist keine Ausnahme. Die Zahlen der unbegleiteten Jugendlichen, die in Österreich um Asyl ansuchen, steigen. Wurden im Vorjahr 718 Asyl-Anträge aus dieser Personengruppe bis Ende August eingebracht, waren es heuer in diesem Zeitraum bereits 1.109.

Die mit Abstand größte Gruppe darunter stellen Jugendliche aus Afghanistan, von ihnen wurden 776 Anträge verzeichnet. Dahinter folgen junge Asylwerber aus Pakistan (95) und Algerien (44).
Zum Vergleich: 2007 wurden im gesamten Jahr 582 Anträge von unbegleiteten Jugendlichen in Österreich gezählt. 2008 waren es 874.
EU-Vergleich
In der gesamten EU waren 2011 mehr als 12.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche registriert. Diese Zahl entspreche allerdings dem Niveau der Vorjahre und dürfte sich in den nächsten Jahren kaum verändern, heißt es dazu seitens der EU-Kommission. Die meisten Kinder kommen aus Afghanistan, Somalia und Guinea in die EU. Im Ländervergleich dürfte Italien und Frankreich die meisten unbegleiteten Minderjährige aufnehmen, Ende 2011 waren es jeweils knapp 6.000. In Spanien liegt die Zahl bei mehr als 5.500, in Belgien betrug sie Schätzungen zufolge rund 4.000.
Der Zustrom unbegleiteter Minderjähriger aus Drittländern sei kein vorübergehendes Phänomen, betont die EU-Kommission in diesem Zusammenhang. "Wir müssen unsere Verfahren verbessern, damit diese Kinder an den Grenzen Europas menschenwürdig aufgenommen werden. Dies setzt eine engere Zusammenarbeit und einen besseren Informationsaustausch zwischen den EU-Mitgliedstaaten voraus", sagte  EU-Innenkommissarin Malmström dazu. Auch sei ein Austausch zwischen der EU und den EU-Staaten mit den Herkunfts- und Transitländern notwendig, um konkrete Lösungen zur Prävention, zur Suche nach Familienangehörigen und zur sicheren Rückführung von unbegleiteten Minderjährigen zu finden.
Jugendliche brauchen andere Betreuung

Als Problem stellt sich angesichts der steigenden Zahlen die Betreuung der Kinder dar. Diese sollten eigentlich in geeigneten Einrichtungen wie Heimen oder Wohngemeinschaften untergebracht werden. Laut Medienberichten gibt es in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen in Niederösterreich kein geeignetes Betreuungsangebot, 13 Kinder unter 14 müssen dort wohnen. Acht von ihnen sind schon ohne Vater und Mutter nach Österreich gekommen. Dazu kommt noch eine deutlich größere Zahl in der Altersgruppe bis 18. Mitte September hieß es in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen, insgesamt müsse man bis zu 400 Jugendliche unterbringen, die eigentlich in anderen Einrichtungen betreut werden sollten.

Aufnahmequote
Was die Unter-14-Jährigen angeht, fühlt sich laut Ö1 für fünf von ihnen überhaupt niemand zuständig. Sie wurden im Burgenland aufgegriffen, deshalb ist laut Innenministerium die Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See zuständig. Das Burgenland meint aber, seine Aufgaben schon erfüllt zu haben, seien doch drei unmündige Minderjährige in sozialpädagogischen Einrichtungen im Bundesland untergebracht.
Das Innenministerium kann die Position des Burgenlands nicht nachvollziehen. Denn eine eigene Aufnahmequote für unter 14-Jährige gebe es nicht, stellte ein Ministeriumssprecher im "Standard" klar. Das Burgenland habe sich in der Bund-Länder-Grundversorgungsvereinbarung lediglich verpflichtet, 3,4 Prozent aller Asylwerber zu versorgen, Erwachsene ebenso wie Minderjährige, und auch diese Vorgabe werde um 15 Prozent untererfüllt.

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