Katastrophen, Notlagen, Konflikte und Kriege weltweit haben in den letzten Jahren und insbesondere in den letzten Monaten zu einem erheblichen Anstieg der Anzahl von Flüchtlingen, auch in Deutschland, geführt. Unter ihnen befinden sich zahlreiche Kinder und Jugendliche, die besonders schutzbedürftig sind und deren Schutz durch die UN-Kinderrechtskonvention garantiert ist. Für den Schutz der Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ist in Deutschland die Kinder- und Jugendhilfe zuständig, die aufgrund des Anstiegs der Betroffenen zunehmend unter Druck gerät.
Doch wie erleben junge Flüchtlinge ihre Ankunft in Deutschland, einer unbekannten Gesellschaft mit fremder Sprache? Fühlen sie sich in Sicherheit und beschützt? Welche Probleme haben sie, welche Erwartungen, welche unmittelbaren Bedarfe? Bislang gibt eswenig empirisches Wissen über die Lebenslagen der Betroffenen, über ihre subjektiven Erfahrungen und die Frage, wie die jungen Flüchtlinge selbst ihre eigene Situation wahrnehmen.
An dieser Stelle setzt das Projekt an. Es zielt auf die Exploration der Lebenslagen minderjähriger Flüchtlinge in Deutschland und soll Aufschluss über die Erfahrungen der jungen Flüchtlinge mit dem deutschen Hilfe- und Aufnahmesystem geben. Damit erweitert die Ausrichtung des Projekts den vorherrschenden Diskurs, der sich im Horizont des aktuellen Handlungsdrucks in der Fachpraxis um die Sicherstellung und den Ausbau der institutionellen Angebote, die Weiterentwicklung der institutionellen Verfahren sowie die Rekrutierung qualifizierten Personals bewegt.
Im Fokus der Studie steht dabei nicht nur die Gruppe der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die ohne Familie in Deutschland angekommen sind, sondern nimmt auch die selten beachteten jungen Flüchtlinge in den Blick, die gemeinsam mit Angehörigen eingereist sind.
Im Rahmen der Studie wird eine teilstandardisierte Befragung von 100 unbegleiteten und begleiteten minderjährigen Flüchtlingen mit kurzer und längerer Aufenthaltsdauer in Deutschland in zehn verschiedenen Einrichtungen durchgeführt.
Aufgrund der kaum vorhandenen Daten zur Perspektive jugendlicher Flüchtlinge auf ihre Lebenssituation und auf das – für ihre Lebenslage überaus prägende – institutionelle Handeln ist die Studie explorativ angelegt. Auf deren Basis sollen zu einem späteren Zeitpunkt weitere Forschungsvorhaben initiiert werden.
Neben dem Abschlussbericht sind auch Fachtagungen geplant, in deren Rahmen die Ergebnisse des Projekts diskutiert werden.Fonte
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