Asylzentrum Bärau: Heilsarmee verliert Auftrag

Die kantonalen Migrationsbehörden entziehen der Heilsarmee die Leitung des Durchgangszentrums für unbegleitete jugendliche Asylsuchende. Dies, weil die Betreuung nicht den Anforderungen des Kinder- und Jugendschutzes entspreche.
Durchgangszentrum in Bärau:  Hier betreut die Heilsarmee im Auftrag des Kantons minderjährige Asylsuchende. Weil die Qualität nicht stimmt, entziehen die Behörden der Heilsarmee den Auftrag.

Durchgangszentrum in Bärau: Hier betreut die Heilsarmee im Auftrag des Kantons minderjährige Asylsuchende. Weil die Qualität nicht stimmt, entziehen die Behörden der Heilsarmee den Auftrag.
Bild: Thomas Peter
Am 5. August mussten Polizei, Ambulanz und Rega im Durchgangszentrum Bäregg in Bärau eingreifen: Ein Streit unter den Heimbewohnern war derart eskaliert, dass dabei fünf Personen verletzt wurden. Im Zentrum, das die Flüchtlingshilfe der Heilsarmee im Auftrag des Kantons führt, sind etwa 50 jugendliche Asylsuchende im Alter von 12 bis 18 Jahren untergebracht, die ohne Eltern in die Schweiz eingereist sind.
Gestern teilten die kantonalen Behörden mit, dass sie der Heilsarmee den Auftrag entziehen. Dies, weil die Betreuung im Zentrum nicht den Anforderungen des Kinder- und Jugendschutzes entspreche, wie die Behörden in einer Mitteilung schreiben. Nach der Schliessung des Durchgangszentrums Enggistein im Februar ist dies das zweite von der Heilsarmee geleitete Zentrum, bei dem die Behörden eingreifen.
Kinder sich selbst überlassen
Laut der kantonalen Migrationsdienstleiterin Iris Rivas ist die blutige Auseinandersetzung Anfang des Monats jedoch nicht der Auslöser für den Entscheid. Es habe schon früher Hinweise dafür gegeben, dass die Betreuung der Jugendlichen nicht optimal sei. Deshalb habe man das kantonale Jugendamt im Frühling damit beauftragt, die Situation im Durchgangszentrum Bäregg zu analysieren. Jugendamtvorsteherin Andrea Weik präzisiert auf Anfrage: «Wir haben dabei festgestellt, dass im Zentrum Standards verschiedener Konventionen wie etwa der Kinderrechtskonvention nicht in allen Belangen eingehalten werden.» Konkret heisst dies, dass die Kinder und Jugendlichen oft sich selber überlassen waren. Sie erhielten statt gemeinsamer Mahlzeiten täglich 9.50 Franken, von denen sie sich mittags und abends selber verpflegen mussten.
Heilsarmee: «Zu wenig Geld»
Die Heilsarmee reagierte gestern erstaunt über den Entscheid der Behörden. Die Heilsarmee garantiere die professionelle Betreuung von Kindern und Jugendlichen, sagt Daniel Röthlisberger, Leiter des Heilsarmee-Sozialwerks. «Wir sind in der Lage, die erforderlichen Dienstleistungen zu erbringen, sofern uns die dafür nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden.» Dass die Betreuung im Zentrum Bäregg nicht optimal ist, liegt laut Röthlisberger an den knappen Mitteln, die der Kanton zur Verfügung gestellt hat. «Wir haben die Behörden stets darüber informiert, dass die Ressourcen nicht genügen.» Erstaunt ist er darüber, dass die jugendlichen Asylbewerber nun gleichbehandelt werden sollen wie Schweizer Jugendliche in einem Heim. «Das war bislang nicht unser Auftrag.»

Offenbar wollen die Behörden die Betreuungssituation nun verbessern. Zu den eingeleiteten Massnahmen gehören die Einrichtung von Tagesstrukturen und von sozialpädagogischen Wohngruppen. Auch soll eine anerkannte Heimträgerschaft künftig das Zentrum führen. Entsprechende Verhandlungen sind laut Rivas im Gang. Es sei letztlich ein politischer Entscheid, wie viel der Bund und damit die Kantone für die Betreuung minderjähriger Asylsuchender ausgeben wollen. «Der Kinder- und Jugendschutz sollte bei diesen Überlegungen oberste Priorität haben.»
(Berner Zeitung)
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