Das Schicksal eines zwölfjährigen Buben aus Syrien, der von seinen Eltern auf dem Wiener Westbahnhof zurückgelassen wurde, hat das Problem der unbegleiteten Minderjährigen wieder in den Fokus gerückt. Die Asylzahlen der unbegleiteten Jugendlichen, die im Verfahren bessere Chancen als Erwachsene haben und deshalb laut Behörden auch manchmal „vorgeschickt“ werden, steigen.
Wurden im Vorjahr 718 Asylanträge von Minderjährigen bis Ende August eingebracht, waren es heuer in diesem Zeitraum bereits 1.109. Die mit Abstand größte Gruppe darunter stellen Jugendliche aus Afghanistan, von ihnen wurden 776 Anträge verzeichnet. Dahinter folgen junge Asylwerber aus Pakistan (95) und Algerien (44).
Streit um fünf Unter-14-Jährige
Was die Unter-14-Jährigen angeht, fühlt sich laut Ö1-Morgenjournal für fünf von ihnen überhaupt niemand zuständig. Sie wurden im Burgenland aufgegriffen, deshalb ist nach Angaben des Innenministeriums die Bezirkshauptmannschaft Neusiedl am See zuständig. Das Burgenland meint aber, seine Aufgaben schon erfüllt zu haben, seien doch drei unmündige Minderjährige in sozialpädagogischen Einrichtungen im Bundesland untergebracht.
Das Innenministerium kann die Position des Burgenlands nicht nachvollziehen. Denn eine eigene Aufnahmequote für unter 14-Jährige gebe es nicht, stellte ein Ministeriumssprecher im „Standard“ (Wochenendausgabe) klar. Das Burgenland habe sich in der Bund-Länder-Grundversorgungsvereinbarung lediglich verpflichtet, 3,4 Prozent aller Asylwerber zu versorgen, Erwachsene ebenso wie Minderjährige, und auch diese Vorgabe werde um 15 Prozent untererfüllt.
Im Flüchtlingslager Traiskirchen wiederum sind seit Monaten mehr als 500 unbegleitete Minderjährige. Weil es aber keine Betreuungsplätze gibt, müssen sie dort, ohne die Schule besuchen zu können, warten.